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Daniel, Ehrenberg CAMO e.V.

Ich habe ein Vierteljahr im Koma gelegen und war rechtsseitig gelähmt. [...] Jetzt bin ich aber sehr froh, dass ich überhaupt noch am Leben teilnehmen darf und bin dafür sehr dankbar.

Gesichter der Inklusion

Daniel: Ich hatte 1995 einen schweren Motorradunfall. Eine Person hat mir die Vorfahrt genommen und ich bin direkt gegen das Auto geknallt. Während des Fluges ist mir der Sturzhelm vom Kopf gerissen worden und bin voll mit dem Kopf an die Bordsteinkante geknallt. Nach dem Unfall musste ich ganz neu anfangen. Ich habe ein Vierteljahr im Koma gelegen und war rechtsseitig gelähmt. Ich war bestimmt sehr froh, als ich wieder aufgewacht bin, aber ich wusste nichts mehr. Ich musste ganz neu anfangen. Mit dem Sprechen, mit allem, ich musste lernen mir wieder etwas zu merken. Ich war dann an verschiedenen Orten, ich hatte Reha-Kuren und eine Wiedereingliederungsmaßnahme. Das hat sich alles sehr in die Länge gezogen. Jetzt bin ich aber sehr froh, dass ich überhaupt noch am Leben teilnehmen darf und bin dafür sehr dankbar.

Dass ich überhaupt wieder reden kann, ist ein Wunder.

Ich war 17 als der Unfall passiert ist. Wäre ich älter gewesen, wären wahrscheinlich nicht wieder so viele Funktionen zurückgekommen, wie es jetzt ist. Dass ich überhaupt wieder reden kann, ist ein Wunder. Das hätte man nicht vermutet. Ich kann aber auch z.B. kein Auto fahren, weil ich als Folge des Unfalls Probleme mit dem Sichtfeld habe. Mir fehlt ein Stück Schädelplatte, dafür habe ich ein Stück Keramik eingesetzt bekommen. Beim Unfall wurde auf beiden Augen der rechte Sehnerv getrennt, deshalb sehe ich rechts nichts viel. Die rechtsseitige Lähmung ist immer noch ein bisschen da - im rechten Fuß und im rechten Arm und einzelne Finger. Ich habe eine rechtsseitige Fußhebeschwäche. Aber ich versuche es mit neuer Technologie wegzubekommen. Noch muss ich von der AOK die Genehmigung abwarten, aber ich hoffe das klappt. 

... es ist schon toll, was er hier aus dem Boden gestampft hat. Vorher war hier ja eigentlich nichts, nur Ruinen, und nun ist vieles gemacht und es gibt den Verein.

Der Giorgio hat damals in Mittweida an der Volkshochschule angefangen. Meine Mutter hat mir dann empfohlen zum Masken-Kurs von Giorgio zu gehen. Und ich bin hingegangen. Klar, Giorgio war sehr euphorisch. Sein italienisches Temperament ist unschlagbar. Wir haben sein Temperament bisher gut ausgehalten. Nein, es ist schon toll, was er hier aus dem Boden gestampft hat. Vorher war hier ja eigentlich nichts, nur Ruinen, und nun ist vieles gemacht und es gibt den Verein. Es ist wirklich toll.

Über den Masken-Kurs bin ich dann zum Theater gekommen. Ich habe aber auch noch andere Hobbys z.B. Fotografieren. Bei unserem Stück „Marco Polo“ war ich in einer Hauptrolle, deshalb konnte ich nicht im Publikum sitzen und fotografieren. Da habe ich den Fotoapparat an jemand anderes weitergegeben und habe danach die Fotos noch ein wenig bearbeitet. 

Giorgio: Ich habe einen Freund und er spielt mit Daniel oft die Hauptrolle. Sie sind ein perfektes Paar auf der Bühne. Sie haben ein Feeling füreinander und Robert hilft Daniel ein bisschen bei manchen Sachen.

Daniel: Hier direkt auf dem Gut bin ich nicht so oft, aber natürlich zu den Proben. Früher haben wir viel in Mittweida geprobt. 

Giorgio: Wir hatten damals eine Frauengruppe in Mittweida und dann sind immer mehr Männer dazu gekommen, der Daniel z.B. Die haben sich im Freizeit-Zentrum einmal in der Woche getroffen. Diese Gruppe hat sich dann aber vor ein paar Jahren aufgelöst. Deshalb haben wir eine neue Gruppe gegründet, die sich hier auf dem Gut trifft. Und wir treffen uns dann regelmäßig, wenn wir ein Projekt haben. 

Daniel: Wir haben uns insgesamt mit den Jahren gesteigert. Mittlerweile sind wir relativ professionell, das waren wir am Anfang nicht. Wir treffen uns dann immer zu neuen Projekten. Die Masken machen wir immer noch selber. Aber wir haben jemanden, der die Musik zusammen schneidet und die Kulissen baut. 

Giorgio: Daniel war im März 2019 im Fernsehen. Bei der MDR Sendung „Selbstbestimmt“. 

Daniel: Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen, aber es ist schon schön, wenn man ein bisschen Anerkennung erhält. So groß rauskommen wie Giorgio will ich aber nicht. ;-)

Webseite des Vereins Förderkreis Centro Arte Monte Onore e.V.: http://www.centro-monte-onore.de/

Interview geführt am: 06.06.2019

Interview veröffentlicht am: 01.04.2020