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Svea, Daniela und Steffi, Rodewisch

Steffi: Wir haben nicht draußen stehen: ‚Wir sind ein Inklusions-Unternehmen‘. Nein, wir sind Carli’s Kaffeerösterei, und wir arbeiten mit Menschen mit Handicap. Wir sind auch rundum zufrieden damit.

Gesichter der Inklusion

Daniela: Ich bin Daniela. Ich komme aus Reichenbach. Ich war dort in der Werkstatt und habe dann hier ein Praktikum gemacht, im September und Oktober 2022. Dann war ich einen Monat im Außen-Arbeitsplatz und am 1. Dezember bin ich übernommen worden. Das ging dann schon ratz-fatz, dass ich aus der Werkstatt rauskonnte und jetzt hier auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeite.

Hier im Café mache ich eigentlich alles. Ich darf mit rösten, Kaffee verpacken, Tee verpacken und Kuchen mit backen. Wir stellen auch eigene Marmelade her.

Steffi: Wir backen jeden Tag frischen Kuchen.

Daniela: Ich arbeite fünf Tage die Woche, jeden Tag sechs Stunden.

Steffi: Wir arbeiten im Früh- und Spät-Dienst. Alle müssen das gleiche machen.

Daniela: Ich mache eigentlich alles gerne, auch Leute mit bedienen, abräumen, Kaffee aus der Maschine rauslassen. Wir machen auch eigene Liköre. Bei allem darf ich mit dabei sein. Jetzt darf ich sogar schon ans Telefon gehen und mit Hilfe an die Kasse.

Svea: Ich bin Svea. Ich wohne in Auerbach. Ich bin seit einem Jahr, seit September 2022, hier.

Steffi: Svea ist im Wechsel zwei Wochen hier bei uns und dann zwei Wochen im Berufs-Bildungs-Bereich der Lebenshilfe in Reichenbach. Das geht noch bis Jahresende, und dann kommt erst einmal das Praktikum. Sie ist noch in der Ausbildung. 

Sie könnte danach eventuell auf einem Außen-Arbeitsplatz bei uns arbeiten, wenn sie möchte. Wir müssen sie ja fragen, ob sie möchte.

Svea: Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich mache hier auch alles und überall mit.

Steffi: Carli’s Kaffeerösterei gibt es seit Oktober 2022. Am 1. Oktober haben wir aufgemacht.

Unser Team besteht aus Daniela, Svea, meiner Stellvertreterin, mir und wir haben noch einen Kollegen. Er arbeitet hier vier Stunden und meistens in der Nachmittagsschicht. Unser Team hat sich gut zusammengerauft. Wir haben natürlich weiterhin viele Praktikums-Anfragen, aber wir haben einfach keinen Platz für mehr Praktikanten.

Vormittags kommen meistens Kunden, die Präsente oder Kaffee kaufen möchten. Ab April bieten wir auch Frühstück mit Reservierung an.

Früh machen wir viele Vorbereitungen: Kuchen backen, Kaffee rösten und abfüllen. Im Nachmittagsbereich haben wir viele Reservierungen und freuen uns, dass wir so gut besucht sind. Im Café-Geschäft am Nachmittag sind immer Zwei vor Ort.

Wir beliefern aber auch Betriebe mit unserem Kaffee, beispielsweise bis nach Usedom. Gestern war ich erst wieder zu einem Netzwerk-Treffen und habe mit einem Hotel verhandelt. Das Fachwerk hier in Rodewisch hat unseren Espresso. So baut sich das auch langsam auf.

Wir haben sonntags geschlossen und samstags bis Mittag geöffnet, da wir ja eigentlich ein Laden sind und Kaffee verkaufen wollen. Am Wochenende machen wir regelmäßig Events. Zwei Tage lang hatten wir eine Veranstaltung für Fachkräfte und Kindergärten, Schwerpunkt ADHS und Autismus. Und dann am dritten Tag hatten wir einen Workshop „Gehirn-Doping mit Gewürzen“. Alle Events waren super interessant und auch ausverkauft.

Um Kaffee selbst zu rösten, sollte man eine spezielle Ausbildung absolvieren. Meine Stellvertreterin und ich haben eine Röster-Ausbildung gemacht. Wir hatten vor kurzem auch wieder einen Röstprofi bei uns und haben uns weitergebildet. Wir sind mit unserer kleinen Rösterei im Kaffee-Verband, um auf dem neuesten Stand zu sein. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema und verschiedene Kaffee-Mischungen, sogenannte Blends.

Meine Kollegin und ich machen die Technik und haben das Know-how, Daniela und Svea füllen den Kaffee ein, lassen ihn raus, etikettieren, wiegen ihn ab und schreiben es ein.

Daniela: Ich trinke nur selten Kaffee.

Svea: Ich trinke gern Kaffee.

Alle: Am liebsten trinken wir Kaffee hier bei uns!

Svea: Ich kenne Daniela über die Werkstatt.

Daniela: Ja, dort haben wir uns kennengelernt.

Steffi: Früher war ich in der Werkstatt verantwortlich für den Bereich für Außen-Arbeitsplätze. Während dieser Zeit habe ich das Projekt hier geschrieben. Ich habe dann immer gedacht: Fragst du Daniela? Und dann kam sie aber auf mich zu. Das hat mich gefreut.

Daniela: Ich wollte gern einen Außen-Arbeitsplatz haben.

Daniela: Ich wollte gern einen Außen-Arbeitsplatz haben. Dann hat Steffi gesagt, sie nimmt mich mit und probiert es mit mir.

Ich wohne alleine. Ich habe eine eigene Wohnung. Ich werde ambulant betreut. Da kommt einmal die Woche eine Betreuerin, die dann mit mir einkaufen geht oder wichtige Sachen bespricht. Als ich meine Lehre gemacht habe, da war ich in einer Außen-Wohngruppe, und dann bin ich in eine eigene Wohnung gezogen. Hauswirtschaftliche Helferin habe ich gelernt. Die Ausbildung kommt mir jetzt hier zu gute.

Svea: Ich wohne noch zu Hause. Neben der Arbeit mach ich Sport, ich bin Cheerleaderin. Ich trainiere einmal in der Woche. Ich bin beim Verein TTV Auerbach.

Daniela: Ich habe einen Freund. Ich telefoniere viel mit meinem Freund.

Ich habe jetzt mit Steffi gesprochen, ob ich bei ihr im Tanzverein mitmachen kann, und da will sie sich jetzt darum kümmern, ob es klappt.

Svea: Hier im Café ist es anders, als in der Werkstatt. Dort haben wir Wärmflaschen oder Zeugnismappen gemacht.

Daniela: Ich habe Schachteln gefaltet. Ich war bei den Kartonagen. Aber eigentlich war es immer dasselbe. Das hat nicht so Spaß gemacht.

Daniela: Hier gibt’s immer was Neues, das ist auch manchmal anstrengend.

Steffi: Meine Kollegin und ich passen auf Daniela und Svea auf. Deshalb auch der Carli in unserem Logo. Er sieht aus wie ein Hufeisen. Die Lebenshilfe hat ja weltweit dieses blaue Hufeisen im Logo. Es soll den geschützten Raum symbolisieren. Wir wollen auch so ein bisschen die Hände über unsere Mäuse halten. Deshalb sagen wir auch immer ‚Unsere Mäuse‘.

Bisher haben wir ein sehr gutes Feedback auf unser Café bekommen. Obwohl die Lebenshilfe nicht möchte, dass es so zur Schau getragen wird, dass hier behinderte Menschen arbeiten. Darum soll es nicht gehen, wir wollen nicht bedauert werden. Deshalb haben wir auch nicht draußen stehen: ‚Wir sind ein Inklusions-Unternehmen‘. Nein, wir sind Carli’s Kaffeerösterei, und wir arbeiten mit Menschen mit Handicap. Wir sind auch rundum zufrieden damit.

Ich war gestern wieder unterwegs, ich war in einem Hotel bei Leipzig, die eventuell unseren Kaffee möchten.

Wir sind auch gerade in Fresenius-Zertifizierung. Und so macht das alles auch Spaß. Daniela und Svea etikettieren, wiegen und schweißen die Tüten zu. Diese Arbeiten machen sie sehr gerne.

Wir haben auch Firmen, die in ihren Kaffeemaschinen unseren Kaffee haben. Da müssen wir auch einfach mehr produzieren.

Das Gebäude in dem unser Café ist, steht unter Denkmalschutz. Es war früher die alte Buswarte. Das Gebäude musste erstmal saniert werden. Das haben wir zusammen mit der Lebenshilfe gemacht. Alle Möbel, außer den Stühlen, sind aus der Tischlerei der Lebenshilfe-Werkstatt. Das Leder, auf dem die Gäste sitzen, ist von der ortsansässigen Firma Vowalon GmbH aus Treuen. Die Kaffee-Häutchen, die wir von den Kaffeebohnen abrösten, sind in diesem Leder drin. Ich bin auf sie zugegangen, und sie haben gesagt: „Na klar, das machen wir. Das ist voll cool.“ Zur Vowalon GmbH haben wir eine tolle Verbindung.

Letzte Woche hatte ich in der Rösterei einen Vortrag über Inklusion und wie sie sich verwirklichen lässt. Ich habe den Teilnehmern erzählt, dass sie auf unseren Kaffeehäutchen sitzen, da waren sie sehr begeistert.

Svea: Ich mache das hier gern. Das gefällt mir. Ich fühle mich wohl. Das fühlt sich alles gut an.

Svea: Ich mache das hier gern. Das gefällt mir. Ich fühle mich wohl. Das fühlt sich alles gut an. Meine Eltern finden das auch sehr gut. Irgendwann will ich auch ausziehen bei meinen Eltern. Eine WG wäre ganz gut für mich, denke ich.

Daniela: Ich bin auch glücklich mit meinem Leben. Es ist eigentlich gut, super, und klar gibt es einmal Rückschläge, aber ich freue mich einfach selber, wie ich mich entwickelt habe, und meine Eltern sind sehr stolz auf mich.

Steffi: Wir haben unsere eigene Röst-Maschine. Alles, was aus dem Röster herauskommt, wird noch einmal abgewogen, da es einen Röst-Verlust gibt. Die abgewogene Ware wird dann beim Zoll verzollt. Wir müssen 2,20 Euro für jedes Kilo als Kaffee-Steuer abführen.

Wir haben auch schon eine Charge verröstet, also ich habe den Kaffee verbrennen lassen. Dann muss man den Zoll informieren, der dann zu uns kommt.

Wir bekommen den Kaffee von einer Firma aus Hamburg. Wir haben Kaffee aus zehn bis zwölf Ländern und stellen auch eigene Mischungen her. Heute beispielsweise rösten wir noch Kaffee ab, denn die Lebenshilfe Reichenbach hat Ostermarkt, und da verkaufen sie unseren Kaffee mit. Gerade haben wir Kuchen gebacken, denn wir haben heute Nachmittag alle Plätze reserviert.

Anfang Januar war sogar Frau Staatsministerin Köpping bei uns. Das hat unser Landtagsabgeordneter Sören Voigt organisiert. Wir arbeiten gut mit ihm zusammen. Frau Köpping war erst im Autismus-Verein, der nach Ellefeld gezogen ist. Danach war sie bei uns in der Rösterei und hat sich über unsere Arbeit und den Kaffee informiert. Darüber haben wir uns sehr gefreut.

Webseite: https://www.carlis-kaffeeroesterei.de/

Interview geführt am: 21.03.2023

Interview veröffentlicht am: 08.08.2023

Svea, Daniela und Steffi